Einführung in das Clickertraining

1. Einleitung

Das Clickertraining ist eine gewaltfreie Ausbildungsmethode, die auf den Ergebnissen wissenschaftlicher Lernexperimente beruht. Als 1960 die ersten Delphinarien eröffneten, sollten die Tiere nicht nur in ihren Becken schwimmen, sondern ähnlich Zirkustieren eine Show vorführen. Da dies vorher so noch nicht versucht wurde, gab es niemanden, der einem sagen konnte wie man Delphine denn nun ausbildet oder wie nicht. So lag es nahe, es mit einem Training nach den Erkenntnissen der Forscher zu versuchen. Und die Delphine lernten genauso erfolgreich wie die Tauben und Ratten im Experiment, da bei allen höheren Lebewesen die selben Lernprinzipien zugrunde liegen. Karen Pryor, eine Zoologin und Delphintrainerin vom Sea Life Park Hawaii, setzte als erste diese Trainingsmethode auch bei Hunden um, und machte sie unter Hundehaltern in den USA bekannt. Mit einigen Jahren Verspätung kommt die Clicker-Welle derzeit in Europa an.



2. Wissenschaftliche Grundlagen

2.1. Ethologie und Behaviourismus

Sowohl in Europa als auch in den USA beschäftigte man sich seit geraumer Zeit mit "Verhalten". In Europa waren es mehr die Biologen (Ethologie) wie Lorenz und Tinnbergen, die sich mit beispielsweise mit folgenden Fragen beschäftigten: Wie verhalten sich Tiere?, Wozu dient das Verhalten? Wie wird das Verhalten ausgelöst? Und auch die klassische Konditionierung "nach" Pawlow gehört zu diesem Themenkreis. In den USA waren mehr die Psychologen (Behaviourismus) federführend. Ihr Denken kreiste stärker um die Frage: Wie kann Verhalten beeinflußt werden? Besonders Skinner ist hier zu nennen, der die operante Konditionierung "entdeckte".


2.2. klassische Konditionierung

Verknüpfung eines zunächst neutralen Reizes (Klingel/Clicker) mit einem primären Bestärker. Ein Bestärker ist alles, was vom Tier als Belohnung empfunden wird. Je kürzer das Zeitintervall zwischen Reiz und Bestärker desto schneller erfolgt die Verknüpfung.

Bsp.: Pawlowscher Hund
Zunächt wird dem Hund der neutrale Reiz Klingel geboten, es passiert nichts. Später wird dem Hund Futter (unbedingter Reiz) gegeben, er speichelt. Nun ertönt bei jeder Futtergabe die Klingel. Nach einigen Wiederholungen ertönt nur noch die Klingel ohne Futtergabe, der Hund speichelt. Der ehemals neutrale Reiz Klingel wurde zu einem bedingten Reiz. Vermenschlicht gesprochen, der Hund weiß jetzt wenn es klingelt gibt es Futter.



2.3. operante Konditionierung

Verknüpfung eines zunächst neutralen Reizes mit einer Handlung durch anschließende Bestärkung. Zunächst wird die gewünschte Handlung jedesmal bestärkt. Sobald die Handlung mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit gezeigt werden wird, gibt man kurz vorher den neutralen Reiz und bestärkt im Anschluß die folgende Handlung. Wird die Handlung ohne vorherigen Reiz gezeigt erfolgt keine Bestärkung mehr.

Ähnlich der klassischen Konditionierung muß auch hier das Zeitintervall zwischen Handlung und Bestärkung, bzw. Reiz und Handlung möglichst kurz sein, um eine schnelle Verknüpfung zu erreichen.Wird das Signal nach der Handlung gegeben erfolgt keine Verknüpfung.

Bsp.: Eine Taube soll nach Aufleuchten eines Lämpchens auf eine Taste picken
Jedesmal wenn die Taube auf die Taste pickt gibt es einen Futterbrocken. Zeigt sie das Verhalten zuverlässig, leuchtet jedesmal kurz vor dem Picken das Lämpchen auf. Pickt die Taube auf die Taste ohne vorheriges Lichtsignal erfolgt keine Bestärkung. Nach einigen Wiederholungen pickt die Taube nur noch nach dem Signal.



2.4. Lernstrategien

Alle höheren Lebewesen lernen nach zwei Lernstrategien:

Lernen durch Handeln (learning by doing)
Versuch und Irrtum (trial and error)



2.5. Was sind Bestärkungen

Jedes Lebewesen strebt danach, seine arteigenen Bedürfnisse zu befriedigen, sonst könnte es nicht überleben. Schafft es ein solches Bedürfnis zu befriedigen, so ist es erfolgreich. Erfolg bestärkt und spornt zur Wiederholung der entsprechenden Aktion an. Erfährt ein Tier nach einer Aktion etwas für sich positives, so wird es bestrebt sein, eine Wiederholung herbei zu führen.

Was bestärkend wirkt hängt vom Tier und von der Situation ab, nicht davon wie wir als Mensch es empfinden.

Einem besonders mäkeligen Fresser zur Bestärkung ein Stückchen Leberpastete geben zu wollen, das er aber nur mit langen Zähnen frißt, ist zum Beispiel nicht sehr sinnvoll. Hier wäre vielleicht ein Spiel mit dem Ball angebrachter.
Außerdem kann es sogar passieren, dass der Hund etwas als positiv empfindet, was wir niemals so einordnen würden, wie folgende typische Hundeplatzgeschichte zeigt:
Wir üben die Platzablage, doch schon während wir uns entfernen steht das Tier auf. Üblicherweise gehen wir zurück, um ihn erneut hinzulegen. Steht er danach wieder auf wenn wir gehen, dann ist unser Hingehen zur Bestärkung des Aufstehens geworden, egal wie zornig wir auch das Hörzeichen wiederholen. Die Schelte ist zwar unangenehm für den Hund, aber unsere Nähe ist für ihn so positiv, dass er dies in Kauf nimmt.


2.6. Wann sollte eine Bestärkung erfolgen

Lernexperimente haben gezeigt, daß die Bestärkung möglichst direkt d.h. unmittelbar nach der Handlung erfolgen muß, um die größtmögliche Wirkung zu haben. Erfolgt sie zu spät (mehr als 2 Sekunden) wird alles mögliche andere bestärkt nur nicht mehr die Handlung. Die besten Verknüpfungen erreicht man bei maximal einer halben Sekunde Verzögerung.

Wie wichtig ein genaues Timing beim Bestärken ist läßt sich sehr schön an den Delphinen im Delphinarium erklären. Für die Show soll das Tier einen beeindruckenden, hohen Sprung aus dem Wasser zeigen.
Womit ich ihn bestärken kann ist leicht gefunden: Fisch! Doch wie bringe ich den Delphin mit diesem Fisch zu einem Sprung? Werfe ich den Fisch bevor der Delphin gesprungen ist, wird er am Beckenrand auf den nächsten warten, da gab es schließlich schon den ersten. Werfe ich nach einem zufälligen Sprung, wird er die Belohnung wahrscheinlich mit dem Auftauchen verbinden und infolge öfter auftauchen. Der richtige Zeitpunkt wäre also wenn der Delphin gerade in der Luft ist, ich müßte entsprechend gut werfen können, damit er den Fisch auch wahrnimmt. Und was wenn er von mir weg springen soll?

Das Problem läßt sich einfach lösen, wenn ich ein Signal einführe, das für das Tier bedeutet "jetzt ist eine Belohnung fällig". Dieses Signal darf aber nicht in der natürlichen Umwelt des Tieres vorkommen, damit es nicht zufällig wahrgenommen wird und so unglaubwürdig wird. Wie das Sprichwort schon sagt: Wer einmal lügt dem glaubt man nicht. Pawlow´s Versuche beweisen, daß allein dieses Signal bestärkend wirkt, da die unmittelbare Belohnung (Futter, Spiel etc.) folgt.
Wenn ich auf dem Rummel an der Losbude den Zettel mit dem Schriftzug "Hauptgewinn" angle, dann freue ich mich sofort und nicht erst wenn ich den Teddy im Arm halte.
Für die Delphinausbildung wurde als Signal eine Polizeipfeife eingesetzt, ein Laut der in der Umwelt eines solchen Tieres normal nicht vorkommt. Bei unseren Haustieren ist dies schon eher mal der Fall, so kam Karen Pryor auf die Idee einen simplen Knackfrosch zu nehmen, ab jetzt Clicker genannt.



2.7. Löschen eines Verhaltens (Extinktion)

Verhalten, das nicht zum Komplex des Instinktverhaltens (Fressen, Jagen, Sozialkontakte etc.) zählt, stirbt ohne weitere Bestärkung aus, da es dem Tier keinen Nutzen bringt und somit nur wertvolle Energie kostet. Dieser Vorgang der Extinktion benötigt aber immer ein gewisses Maß an Zeit. Den inoffiziellen Rekord hält eine Taube mit circa 800x Picken gegen eine Taste ohne Belohnung, nachdem sie es vorher durch Belohnung gelernt hatte.
Jedes Verhalten hat einen Bestärker, will man das Verhalten löschen, muss man diesen finden und abstellen. Instinktverhalten ist aber selbstbelohnend, um dort in dieser Art positiv einzugreifen, muss man einen höherwertigen Bestärker finden, was nicht immer einfach oder möglich ist.



3. Aufbau des Clicker-Trainings

3.1. Clicker konditionieren

Für den Anfang konditioniert man am besten Futter, kleine Stücke, die besonders gut riechen, mit dem Click-Geräusch. Ohne den Hund vorher aufmerksam zu machen clickt man und wirft ihm im selben Moment einen Futterbrocken zu. Will man eine Fixierung auf die Futterhand vermeiden, so wirft man mal mit links mal mit rechts, mal vor mal neben den Hund. Dies kann dazu führen, daß der Hund vermehrt am Boden schnüffelt. Will man dies vermeiden kann man nur aus der Hand oder dem Mund füttern, es folgt eine stärkere Orientierung auf den Führer. Man hat die Wahl, kann aber auch von Übung zu Übung wechseln.
Wichtig ist, dass erst der Click ertönt und dann der Griff zum Futter folgt, sonst konditioniert man die Handbewegung mit der Belohnung.

Sobald der Hund sich nach dem Click erwartungsvoll umschaut, ist die Konditionierung erfolgt, man kann mit dem weiteren Training beginnen. In der Regel reichen 5 bis 10 Wiederholungen.

Es ist übrigens keinesfalls nötig, den Clicker in direkter Nähe zum Hund auszulösen, ganz im Gegenteil. Hunde haben ein sehr feines Gehör und sensible Tiere können sogar erschrecken, wenn das Geräusch direkt neben ihrem Ohr auftritt. Also den Clicker besser in der Hand direkt am eigenen Körper halten, wenn nötig das Geräusch sogar durch clicken in der Tasche dämpfen.


3.2. Shaping (Formung des Verhaltens)

Wollen wir ein neues Verhalten shapen, so überlegen wir uns zunächst in welche Kategorien es sich zerlegen läßt. Diese Kategorien unterteilen wir in viele kleine Einzelstufen, die wir Schritt für Schritt erarbeiten. Dann beginnen wir mit einer Kategorie und bestärken den kleinsten Ansatz zum gewünschten Verhalten, was der ersten Stufe entspricht. Wir diese sicher gezeigt, dann fordern wir eine Steigerung, für weniger gibt es ab jetzt nichts mehr. Wir haben Stufe zwei erreicht. Wird auch diese wiederholt sicher gezeigt, gehen wir mit unseren Ansprüchen wieder eine Stufe weiter, bis wir das gewünschte Ziel dieser Kategorie erreicht haben. Dann kommt die nächste Kategorie dran.
Wir dürfen aber nie zwei Kategorien gleichzeitig erhöhen, das hieße die Regeln während des Spiels zu ändern, das überfordert ein Tier. Wende ich mich einer zweiten Kategorie zu, so muß ich eine zeitweilige Verschlechterung der ersten in Kauf nehmen.

Bsp.: dichtes, gerades Vorsitz und dabei den Führer anschauen
In dieser Übung verstecken sich vier Kategorien:
- Sitzen
- gerade
- dicht
- Anschauen
Wir beginnen damit das Sitzen zu bestärken, egal wie bzw. wo der Hund sitz und wo er hinschaut. Sitzt er wie gewünscht z.B. auf den Füßen und nicht bequem zur Seite, können wir die nächste Kategorie in Angriff nehmen: z.B. gerade. Die erste Stufe wäre vielleicht irgendwo vor dem Hundeführer sitzen, die nächste mit Ausrichtung zum Hundeführer und dann jede Annäherung an gerade, egal wohin der Hund schaut. Klappt dies kommt die Kategorie dicht hinzu, also bestärken wir nahes Sitzen, egal ob gerade oder wohin der Hund schaut. In der erste Stufe darf die Hundenase vielleicht noch einen halben Meter vom Hundeführer weg sein, in der letzten nur noch wenige Zentimeter. Dann erarbeiten wir noch das Anschauen. Abschließend bauen wir alle Kategorien zusammen. Das klingt alles hoch kompliziert und aufwendig, aber es geht schneller als man denkt. Denn diese vielen kleinen Steigerungen kann der Hund relativ leicht bewältigen, er wird häufig bestärkt und hat Spaß am Lernen. Zu große Schritte kann der Hund schwieriger nachvollziehen, er findet die Lösung nicht und wird frustriert, verliert die Lust am Lernen.

Beim Shaping wird jede richtige Ausführung bestärkt. Sollte zufällig eine besonders tolle Steigerung vom Hund gezeigt werden, so ist ein Jackpot fällig, eine besonders tolle Belohnung.

Beim Shaping gibt es zwei Vorgehensvarianten:

A: Man wartet bis der Ansatz des gewünschten Verhaltens von selbst gezeigt wird. Das kann je nach Übung lange bis ewig dauern. Doch je mehr Erfahrung ein Tier mit dieser Art Training hat, desto kreativer wird es in seinen Handlungen.

B: Man gibt eine motivierende Hilfe, z.B. ein Leckerchen in der geschlossenen Hand. Diese Hilfe muß aber schnellstmöglich abgebaut werden, da sie sonst unweigerlich mit verknüpft wird. Als Hilfe kommt alles in Frage außer eine Berührung des Hundes, denn seine natürliche Reaktion darauf ist je nach Typ Erstarren, Fliehen, Aggression, er empfindet sie als Streß und dieser wirkt sich hemmend auf den Lernvorgang aus.


3.3. Generalisieren

Wird ein Verhalten in einer Lernumgebung gut gezeigt, müssen wir es auch unter anderen Umständen üben. Dabei kann es nötig sein, es fast ganz neu aufzubauen, was in der Regel aber sehr schnell geht.
Tiere verbinden die äußeren Umstände stark mit dem gelernten Verhalten und können nur sehr schwer von selbst generalisieren. Viele Hunde beherrschen zum Beispiel im heimischen Wohnzimmer die tollsten Tricks und Hörzeichen, sind sie aber draußen im Park, scheinen sie genau diese Signale noch nie im Leben gehört zu haben. Aber nicht nur die Umgebung wie Wohnzimmer, Garten, Park oder Innenstadt können mitverknüpft sein, sondern auch das Wetter, wenn man immer nur bei strahlendem Sonnenschein übt klappt es bei Regen vielleicht nicht, oder die Haltung des Hundeführers, es macht für den Hund einen großen Unterscheid ob ich stehe, sitze, liege, laufe oder renne.

Jede neue Umgebung und jeder neue Umstand muß vom Hund neu hinzugelernt werden. Er ist nicht bockig oder stur. Wenn der Hund auf ein Signal nicht reagiert, ist er nicht "ungehorsam", er hat das Signal noch nicht vollständig gelernt, bzw. wir haben es noch nicht genügend generalisiert!


3.4. Einführung des auslösenden Signals

Hier gilt das Motto der Winzer: Erst kommt die Qualität in die Flasche dann das Etikett drauf.

Erst wenn das Verhalten den Erwartungen entspricht, bei zum Beispiel Sporthunden dem der PO/TO, baut man ein auslösendes Signal (Hörzeichen) ein. Wenn mit Sicherheit zu erwarten ist, daß das Verhalten als nächstes gezeigt wird, geben wir kurz vorher das Signal und belohnen die Handlung anschließend. Wird das Verhalten ohne Signal gezeigt ignorieren wir es. Im Schnitt bedarf es 20 bis 50 Wiederholungen bis eine gute Verknüpfung zwischen Signal und Handlung erreicht ist.
Jetzt können wir noch Zeitfenster setzen, um die Spanne zwischen Ausspruch des Hörzeichens und Beginn des dadurch ausgelösten Verhaltens zu minimieren. Anfangs wird noch jede Ausführung des Signals bestärkt, doch schrittweise verkleinern wir das Zeitfenster, jetzt gibt es nur noch eine Belohnung, wenn das Verhalten innerhalb eines von uns gesetzten Rahmens erfolgt, bis es schließlich direkt im Anschluß gezeigt wird.

Zum Teil kann es hilfreich sein, wenn wir erst ein Sichtzeichen einführen, mit dem wir das Verhalten schnell und gezielt an anderen Orten, zu anderen Zeiten oder unter anderen Umständen generalisieren können, um erst dann auf das wirklich "perfekte" Verhalten ein Hörzeichen zu setzen.


3.5. Übergang zu unregelmäßiger Bestärkung


Die Immerbestärkung führt zu den schnellsten Lernerfolgen, ein festes Verhältnis, nur noch jedes zweite / fünfte Mal wird bestärkt, führt zu einer Festigung des Verhaltens, d.h. es wird häufig und zuverlässig gezeigt. Eine Belohnung nach dem Zufallsprinzip (im Schnitt alle 10 mal mit Chance auf Jackpot) ist der beste Schutz vor Auslöschung des Verhaltens.
Ist es denn sinnvoll, ein Verhalten weiterhin zu zeigen auch wenn es schon öfters nicht zum gewünschten Erfolg führte? Spontan mag man sagen nein, aber bei genauerer Betrachtung wird deutlich, dass diese Ausdauer sehr wichtig ist. Man stelle sich vor, ein auf der Jagd mehrfach erfolgloser Wolf ließe aufgrund dieses Mißerfolges das Jagen nun ganz sein - er würde verhungern!

Auch ein früher gelerntes Verhalten, das durch keine weitere Bestärkung ausgestorben war, wird nach wenigen Bestärkungen wieder in voller Intensität gezeigt. Wer kennt nicht den am Tisch bettelnden Hund? Nun bleibt man endlich konsequent, ab jetzt gibt es nichts mehr vom Teller und nach Wochen hat der Hund endlich seine lauernde Position aufgegeben. Doch dann kommt Besuch, der dem wieder am Tisch sitzenden Hund ein Häppchen zusteckt und schon ist es passiert, er bettelt wieder wie in alten Zeiten. Jeder gelegentlich nachsichtige Gast (oder Familienmitglied) sorgt dafür, daß dieses Verhalten bombenfest zementiert wird, da es einem variablen Belohnungsschema unterliegt.

Im Laborversuch wurde bei der Belohnung nach einem festen Verhältnis tatsächlich abwechselnd belohnt und ignoriert. Da wir aber mit unserem Sozialpartner Hund üben und nicht rein wissenschaftlich orientiert, sind wir meist emotional stärker beteiligt und haben folglich so unsere Schwierigkeiten mit dem "kalten" Ignorieren. Das merkt auch unser Vierbeiner und reagiert dann vielleicht verwirrt. Es kann also praktikabel sein, wenn wir anfangs zwischen Futter, Spiel und "nur" stimmlichen Lob wechseln und erst danach beginnen, auch mal das richtige Verhalten unkommentiert zu lassen, also auch kein Click. Denn nach einem Click gibt es immer eine Bestärkung.


3.6. Premack-Prinzip - Aufbau einer Verhaltenskette

Wollen wir nicht nur ein einzelnes Verhalten üben sondern eine ganze Kette, so bauen wir diese von hinten auf. Etwas tun zu dürfen, was man schon kann und wofür es schon einmal eine Bestärkung (Jackpot) gegeben hat, ist Belohnung für das richtige Tun vorher.

Bsp.: Platz mit Reinrufen, Vorsitz und abschließender Grundstellung
Zunächst üben wir die drei Komponenten einzeln mit Clicker, bis sie sicher mit dem jeweiligen Hörzeichen verbunden sind. Platz: in Sphinx-Stellung liegen bis eine Freigabe erfolgt; Hier: dichtes, gerades Vorsitz, aber ohne irgendeine Art der Ablage vorher, Vorsitzen bedingt ein Kommen automatisch, wenn der Hund entfernt ist; Fuß: parallel, links neben dem Führer sitzen. Dann beginnen wir die einzelnen Verhalten zu verknüpfen. Nur nach einem korrekten Vorsitz kommt das Hörzeichen Fuß ohne Click, ist auch das Fuß okay gibt es C&B, mit der Zeit erfolgt die Belohnung immer seltener. Jetzt schalten wir Platz vor, nur wenn das Hörzeichen gut ausgeführt wurde, folgt zur Belohnung Hier, war auch dies in Ordnung folgt Fuß, sonst beginnt man erneut. Ab und zu gibt es auch einen Jackpot zwischendurch, das erhöht die Arbeitsfreude, der Hund erfährt glaubhaft, daß er durch sauberes Arbeiten immer die Chance auf den Hauptgewinn hat. Wir machen ihn spielsüchtig.


3.7. Das Hilfssignal "falsch"

Wir können unserem Hund beim Lernen helfen, wenn wir jedes von ihm angebotene Verhalten, das gerade nicht gefragt ist, mit dem Hörzeichen "falsch" quittieren. Ähnlich wie beim Kinderspiel "Topfschlagen", wo auf ein Entfernen vom Topf mit "kalt" und auf eine Annäherung mit "warm" (bei uns das Clickgeräusch) hingewiesen wird.


3.8. Unterschied Korrektur-Training zum Clicker-Training

Korrektur-Training:
Hier wird der Hund in das gewünschte Verhalten gezwungen. Fehler werden durch Strafe abtrainiert, Eigeninitiative des Hundes ist nicht gewünscht. Zwischen den Übungen wird der Hund motivational wieder aufgebaut, damit er das Vertrauen zum Führer nicht völlig verliert. Bei der Differenzdressur wird auch innerhalb der einzelnen Übungen bestärkt.
Korrektur-Training ist ein ständiger Balanceakt und erfordert ein Höchstmaß an Fingerspitzengefühl, denn zu schwache Einwirkungen führen zu keiner Änderung des Verhaltens, zu starke aber leicht zu unerwünscht starkem Meideverhalten, da schwer abzuschätzen ist womit der Hund den Strafreiz genau verbindet. Solche Fehler lassen sich zum Teil nur schwer oder auch garnicht mehr ausbügeln.
Daher ist es sinnvoll, möglichst nur unter Aufsicht eines Fachmanns (Ausbildungswart) zu arbeiten, denn dieser hat ersten mehr Erfahrung und ist emotional weniger beteiligt.

positiv reinforcement (positive Bestärkung) - Clicker-Training:
Hier probiert der Hund verschiedene Verhalten aus, gewünschtes Verhalten wird bestärkt. Ungewünschtes Verhalten wird ignoriert und stirbt aus oder es wird ein dem Fehlverhalten entgegenstehendes Verhalten in selber Situation bestärkt (Bsp. Sitzen statt am Besuch hochspringen). Es kann sein, daß der Ausbilder nicht alles richtig macht, aber er kann zumindest nichts wirklich falsch machen, deshalb kann er auch ohne Gefahr alleine arbeiten. Kommt er bei der Formung eines Verhaltens nicht weiter, kann er sich mit anderen, die mit der Methode vertraut sind, beraten, ob z.B. Timing und Schwierigkeitsgrad der Lernschritte stimmen. Der Fachmann (Ausbildungswart) kann überprüfen, ob das Erreichte der PO/TO entspricht oder durch geschickte Fragen testen, in wie weit der Hundeführer überlegt arbeitet und ihn dann gegebenenfalls unterstützen.


4. Schlußbemerkung

Mit dieser Clickereinführung haben wir Ihnen das Rüstzeug gegeben, das Verhalten Ihres Hundes (oder jedes anderen Lebewesens ihrer Umgebung) nach Ihren Wünschen zu formen. Sie können eine Verhaltenssequenz erarbeiten und später durch ein bestimmtes Signal sicher auslösen (Sitz, Platz, Fuß etc.). Es mag Hunde geben, bei denen allein dies ausreicht, um ein harmonisches Zusammenleben zu ermöglichen.
Bei vielen Hunden aber treten "Probleme" auf, mit selbstbelohnendem Verhalten (z.B. Fressen, Jagen), mit der Rangfolge (vom Besitzern unbewußt in die Alphaposition gedrängt verteidigen sie vermeindliche Resourcen durch knurren, schnappen, beißen) und anderem. Es sei also geraten, sich sowohl die weiterführenden Informationen dieser Homepage, als auch Bücher zum Thema durchzulesen.

AL